erstellt am 05.09.2023
Steigende Zinslast: Österreichs Kreditnehmer zwischen Hoffnung und Realität

Steigende Zinslast: Österreichs Kreditnehmer zwischen Hoffnung und Realität

Inmitten eines turbulenteren Wirtschaftsklimas sehen sich Österreichs Kreditnehmer mit zunehmender finanzieller Belastung konfrontiert, hervorgerufen durch die kontinuierlichen Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Seit dem Beginn des Jahres 2022 befinden sich private Haushalte, die variabel verzinsliche Wohnbaukredite halten, in einer prekären Lage: Sie erleben nun eine durchschnittliche Zinserhöhung um 4,4 Prozentpunkte. Dies hat bei einem Kreditvolumen von 70 Milliarden Euro eine Mehrbelastung von rund 3 Milliarden Euro zur Folge.


Diese Zahlen verdeutlichen, dass mit jedem weiteren Viertelprozentpunkt-Anstieg des Leitzinses den Haushalten weitere 175 Millionen Euro jährlich entzogen werden, was ihren finanziellen Spielraum im Alltag erheblich einschränkt. Dies stellt eine immer größer werdende finanzielle Herausforderung für Immobilienbesitzer dar, da die monatlichen Raten bei variabler Verzinsung weiter steigen und das erschwingliche Wohnen immer mehr in den Hintergrund rückt.


Die Sorgen der Kreditnehmer könnten sich in den kommenden Monaten potenziell noch verstärken, da drei weitere Sitzungen des EZB-Rates in diesem Jahr geplant sind, bei denen über zusätzliche Zinserhöhungen beraten wird. Prognosen nach dem kürzlich stattgefundenen internationalen Zentralbanker-Treffen in Jackson Hole deuten auf weitere Anhebungen hin. Ein weiterer Leitzinsanstieg am 14. September 2023 könnte die finanzielle Belastung nochmals deutlich erhöhen, wobei ein Anstieg um 0,5 % jährliche Mehrkosten von 350 Millionen Euro bedeuten würde.


Diese Entwicklungen haben eine lebhafte Diskussion in Österreich ausgelöst, insbesondere über die Gründe, warum eine signifikante Anzahl von Haushalten Kredite mit variabler Verzinsung gewählt haben - eine Entscheidung, die in Zeiten steigender Zinsen verstärkt unter die Lupe genommen wird. Die Diskrepanz zu Deutschland, wo der Anteil solcher Kredite zwischen 2018 und 2022 wesentlich geringer war, wirft Fragen auf. Derweil bleibt der Prozentsatz der variablen Wohnbaukredite in Österreich alarmierend hoch, wobei im ersten Quartal 2023 ein sprunghafter Anstieg auf 57,5 % zu verzeichnen war.


Trotz der Risiken bleiben viele Kreditnehmer bei variablen Darlehen, in der Hoffnung, dass die Zinssätze ihren Höhepunkt erreicht haben und bald sinken werden. Doch diese Hoffnung könnte sich als trügerisch erweisen, da führende Stimmen aus westlichen Zentralbanken eher auf anhaltende Zinserhöhungen hindeuten, angetrieben durch anhaltenden Preisdruck.


Experten prognostizieren, dass die Immobilienpreise in Österreich in den nächsten zehn Jahren um durchschnittlich 6,9 % pro Jahr steigen könnten, was das Potenzial für Zwangsverkäufe aufgrund untragbarer Zinslasten erhöht. Vor diesem Hintergrund erscheint die Umstellung auf einen Festzinskredit als sinnvoller Schritt, um sich vor möglichen weiteren Zinserhöhungen zu schützen und von der aktuellen Zinsdifferenz zwischen festen und variablen Krediten zu profitieren. Damit könnten Haushalte eine kostengünstige Umschuldung für die Zukunft sichern, was angesichts steigender Mietpreise dringend geboten scheint.



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AutorIn: Österreich.Immobilien Redaktion


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