Wände richtig streichen
Malerarbeiten für ansehnliche Wände selbst übernehmen – so gelingt die Verschönerung
Menschen haben von ihrer Wohnumgebung ganz unterschiedliche Vorstellungen. Manchen gefallen weiße Wände, andere haben den sterilen Farbton gründlich satt. Die einen bevorzugen Tapeten, andere möchten auf der blanken, verputzten Wand ihre Lieblingsfarbe auftragen. Aber ob auf Tapete oder Wandputz: Mit den richtigen Methoden lassen sich jegliche Wände richtig streichen – und das bei einem jahrelang erfreulichen Ergebnis.
Wichtig: Die richtige Vorbehandlung der Wand
Die schönste Malerarbeit bereitet nur Freude, wenn die Farbe langfristig ansehnlich hält. Einfach überstreichen reicht nicht aus. So wird das Streichen richtig vorbereitet:
Untergrund auf Haltbarkeit prüfen
Durchaus ist es möglich, alte Wandfarbe einfach zu überstreichen. Doch oft beginnen die Reste abzublättern. Ein einfacher Test zeigt, ob Handlungsbedarf besteht: Ein Klebeband wird an der Wand angebracht und fest angedrückt. Mit kräftigem Ruck wird der Streifen wieder abgezogen. Hängen Farbstücke am Band, muss die Wand zunächst abgewaschen werden. Erst jetzt kann mit einer neuen Grundierung und einem neuen Anstrich erfolgversprechend begonnen werden.
Vor dem Grundieren Wand von Resten befreien
Wände in älteren Häusern wurden früher oft mit einem Kalkanstrich versehen. Das kann problematisch für eine gleichmäßige Farbaufnahme des neuen Anstrichs sein. Im Zweifelsfall wird die Hautseite des Daumens fest über die Wandfläche gerieben. Ist der Daumen jetzt weiß, dann muss vor jedem weiteren Schritt der Kalkputz entfernt werden. Das gelingt am besten mit Wasser und Wurzelbürste.
Vorgehensweise bei blankem Wandputz
Ist die Wand vorbereitet, kann ein Tiefengrund als Vorbehandlung aufgebracht werden. Blanker Putz könnte die Wandfarbe ungleichmäßig aufnehmen. Auf Tiefengrund bleiben alle Pigmente in gleichem Farbton zuverlässig haften.
Vorgehensweise bei Tapeten
Tapeten müssen nicht unbedingt abgerissen werden. Vor allem Raufaser und ähnliche Qualitäten eignen sich gut zum Überstreichen. Gibt es jedoch kleine oder mittlere Schäden an der Tapete, hilft alles nichts: Die Bahnen müssen ab. Erleichterung bieten Tapetenigel oder Tapetenlöser mit Hilfe von heißem Wasserdampf. Nun wird die Wand wie bei den anderen Methoden gereinigt und tiefengrundiert.
Vorbereitung von Farbe und Malerwerkzeugen
Die Tiefengrundierung muss nach dem Auftrag erst einmal gründlich trocknen. Inzwischen bleibt Zeit, sich um die gewünschte Farbe (auch nach Textur und Eigenschaften) und das passende Werkzeug zu kümmern:
Farbauswahl
Egal, welche Farbe in Frage kommt: Gründlich umrühren ist in jedem Fall unverzichtbar. Denn während der Lagerzeit im Geschäft können sich Farbpartikel absetzen. Auch die weiteren chemischen Inhalte verteilen sich allmählich nach oben oder unten. So wird Dispersions- oder Kalkfarbe bzw. Latex optimal für den Anstrich vorbereitet:
Helle Farben
Weiß und ähnlich helle Farben sind bereits nach dem Umrühren mit einem hölzernen Rührstab wieder homogen und farblich einheitlich. Je nach Menge der Farbe kann ein Rührquirl mit elektrischem Antrieb (z. B. von einer Bohrmaschine) das Umrühren erleichtern.
Dunkle Farben
Besonders gründlich müssen dunkle Farben umgerührt werden. Die Methode mit Rührstab oder Rührquirl ist gleich, die Vorgehensweise beim Anstrich allerdings unterschiedlich. So sollen dunkle Farben nicht auf Wandbereiche von unterschiedlicher Feuchtigkeit aufgetragen werden. Vielmehr wird immer von trocken nach nass im sogenannten Nass-in-Nass-Verfahren gerollt oder gepinselt. Nach dem Trocknen der Farbe sind nun bei jeglichen Lichtverhältnissen keinerlei Malkanten mehr zu sehen.
Farbkombinationen
Bunte Wände in feinem Hell-Dunkel-Kontrast erfordern etwas mehr Aufwand. Doch auch das gelingt mühelos. Zunächst wird mit Klebeband nach dem Grundieren abgegrenzt, wo welche Farben später sitzen sollen. Dann werden zunächst die hellen Farben aufgetragen. Sind diese getrocknet, werden die restlichen Flächen sorgfältig mit den dunkleren Nuancen ausgefüllt. Erst nach dem vollständigen Trocknen wird das Klebeband vorsichtig entfernt.
Tipp:
Unebenheiten hinter dem Klebeband lassen sich vermeiden, indem die helle Farbe satt über und auf dem Klebeband aufgetragen wird. Dadurch entsteht eine komplett ausgefüllte Abgrenzung, durch welche die dunkle Farbe nicht mehr aus der festgelegten Form fließen kann.
Werkzeuge
- In Mode für das Streichen von Flächen sind alle Arten von Farbrollern. Sie nehmen Farbe satt auf und verteilen diese gleichmäßig auch auf großen Flächen. Für normale Wandfarben sind hochflorige Farbrollen (Plüsch, Lammfell u.ä.) gut geeignet. Sollen Lasuren aufgetragen werden, ist eine Schaumauflage auf der Rolle optimal. Spachtelmassen und Zierputze sehen besonders gleichmäßig und schick beim Auftrag mit dem Strukturroller aus.
- Decken und hohe Bereiche der Wandfläche erreicht eine Teleskopstange gut. Auch damit gelingt der Farbauftrag gleichmäßig.
- Pinsel ergänzen den Farbauftrag mit Farbrollern an Ecken, Kanten und sonst kleinen Wandstellen. Auch Bordüren, feine Streifen und ähnlich individuelle Dekorationen lassen sich mit einem Pinsel unterschiedlicher Stärke gut und präzise auf die Wand aufbringen.
Farbe selber mischen oder fertig gemischt kaufen?
Der Fachhandel bietet zu weißer Wandfarbe jegliche bunten Farbtöne zum Selbermischen an. Doch selbst bei großer Sorgfalt lassen sich unschöne Pigmentunterschiede hierbei nicht vermeiden. Die zweite Variante ist es, sich seinen Wunschfarbton im Fachgeschäft auszusuchen und vom Personal mit professioneller Technik mischen zu lassen. Wichtig für ausreichende Farbmengen ist es hierbei, die benötigte Farbmenge für einen oder mehrere Räume vorher auszurechnen. Denn einmal verbraucht, lässt sich beim zweiten Gang zum Farbanbieter nur selten der exakt gleiche Farbton wieder erreichen. Am einfachsten und sichersten scheint das Einkaufen von bereits fertig getönten Farben, je nach Bedarf auch in mehreren Abfüllgefäßen. Doch Achtung: Auch hier können beim Streichen der Wand unerwünschte Farbunterschiede auftreten. Diese lassen sich vermeiden, indem alle gekaufte Farbe in einem großen Gefäß zusammengekippt und hier nochmals sehr gründlich umgerührt wird.
Geduld nach dem Anstrich: Und notfalls nacharbeiten
Je nach Farbton erscheint die gestrichene Wandfläche erst einmal fleckig. Das muss aber nicht bedeuten, dass die Farbe unregelmäßig ist. Nach dem ersten Anstrich ist zunächst eine Trockenzeit von 24 Stunden (je nach Dicke des Farbauftrags, der Art der Farbe und den Empfehlungen des Herstellers) empfehlenswert. Gibt es jetzt trotz kompletten Durchtrocknen noch Flecke, muss ein zweiter Anstrich erfolgen. Weiße Wände sehen fast immer bereits nach dem ersten Anstrich ebenmäßig aus.
Fazit:
Eine Wand richtig streichen ist möglich, erfordert aber gründliche Vorbereitung. Wer geduldig und sorgfältig vorgeht, bekommt eine Wandfläche ganz nach seinen Farb- und Dekorationswünschen. Auf das gestalterische Ergebnis haben die richtigen Werkzeuge und Farben großen Einfluss.