erstellt am 08.06.2021
Holzbaukastensystem - Österreich.Immobilien

Holzbaukastensystem

 

Bauen und Wohnen im Wandel - Baukastensysteme 



Bis vor wenigen Jahren galt der Weg vom Kinderzimmer in die WG in die Mietwohnung und dann ins Eigenheim als normal. Heute und in Zukunft wird modernes Wohnen vor allem durch hohe Flexibilität bestimmt. Gründe dafür sind der demografische Wandel aber auch der gestiegene Anspruch an Individualität. Hinzu kommen die Herausforderungen des knappen und teuren Wohnraumes in den Städten, der Zuzug von Migranten, das gestiegene Umweltbewusstsein und der Anspruch, energieeffizient und klimafreundlich zu wohnen. Nicht nur in Europa, weltweit gehört die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes zu den wichtigsten Aufgaben. 

Veränderte Anforderungen an das Wohnen erfordern Veränderungen bereits beim Bauen. Architekten versuchen derzeit, Wohnen und Bauen neu zu denken, und beschäftigen sich intensiv mit der Suche nach zukunftsfähigen Hausbau-Konzepten. Diese müssen flexibel an verschiedene Lebensentwürfe angepasst werden können, umweltverträglich und energiesparend sein. Zukunftsfähiger Hausbau muss zudem die Vorzüge der Digitalisierung berücksichtigen, ein gesundes Wohnklima garantieren, vor allem aber zeit- und kostensparend umsetzbar sein. 

Eine Innovation zieht derzeit die Aufmerksamkeit von Häuslebauern, Vermietern und Unternehmern auf sich – das modulare Bauen. Sowohl große Bürogebäude als auch kleine Einfamilienhäuser können aus vorgefertigten Modulen entstehen und je nach Bedarf verändert werden. Wer sich für modulares Bauen interessiert, kommt an einem Erfinder nicht vorbei: dem Architekten Hans-Ludwig Stell. Auf der Suche nach schnell umsetzbaren, einfachen und preiswerten Lösungen gegen die Wohnungsnot in Entwicklungsländern, entwickelte er ein modulares Hausbausystem, welches auch in hochentwickelten Ländern große Beachtung findet. Das System gleicht einem Steckbaukasten. 

Wie funktioniert der Hausbau aus dem Baukasten? Der Bausatz für ein Steckbaukasten-Basishaus von Si-Modular umfasst 158 Einzelteile. Alle Teile sind von zwei Personen tragbar. Für den Aufbau des Tragwerkes ist der Einsatz von vier Personen optimal. Völlig ohne Gerüst und ohne den Einsatz eines Kranes, gelingt der Aufbau des Tragwerkes mit Dach innerhalb eines einzigen Tages. 
Das Basishaus mit Erdgeschoss und einem Obergeschoss umfasst eine Grundfläche von 5 x 5 Metern. Es ist erweiterbar und kann auch um eine weitere Etage aufgestockt werden. Die Ständerbauteile bestehen aus Holz. Sie erinnern in ihrer Form an die Teile aus einem Metallbaukasten. Alle Teile sind durch einfaches Zusammenstecken zu verbinden. Die Bauteile sind exakt aufeinander abgestimmt, so dass ein falsches, schiefwinkliges Zusammensetzen nahezu ausgeschlossen ist. Das einzige Werkzeug, welches für den Aufbau des Ständerwerkes erforderlich ist, ist ein Hammer. Je nach Bedarf lassen sich Türen und Fenster platzieren, auch nachträgliche Änderungen sind möglich. 

Nachdem das Tragwerk mit Dach fertig ist, kann mit dem Aufbau der Wände, Fußböden und Decken sowie dem Einsatz von Türen und Fenstern begonnen werden. Durch das Dach ist der Bau bereits vor Witterungseinflüssen geschützt. Das Basis-Baukastenhaus verfügt über ein Pultdach, auch andere Varianten mit Sattel- oder Flachdächern werden angeboten. Die 30 cm starken Wände bieten eine Vielzahl von Optionen für die Gestaltung und die Dämmung. Umsetzbar sind einfache Lehmwände oder auch Wanddämmungen im Standard eines Passivhauses. Zum Innenausbau eignen sich Gipskarton oder auch Lehmbauplatten, die ein sehr angenehmes Wohnklima erzeugen. 
Passend zum Baukastensystem werden hochwertige Standard-Fenster in verschiedenen Farben angeboten. Wer ein anderes Fenster bevorzugt, kann auch dieses unproblematisch einsetzen, wenn es den Standardmaßen entspricht. Die Verkleidung des Hauses lässt sich individuell mit Holz oder Klinkern gestalten. 

Ein Vorteil dieses Modulbausystems liegt in der enormen Zeitersparnis. Während Häuslebauer bei konventioneller Bauweise noch lange Zeit die Miete für ihre Wohnung bezahlen müssen, ermöglicht das Steckbaukastensystem eine schnelle Planung und den schnellen Einzug. Hausbau mit dem Steckbaukasten ermöglicht eine Kostenersparnis durch Eigenleistung. Während ein Hausbau Stein auf Stein nahezu ausschließlich den Einsatz professioneller Baufirmen erfordert, ist das Steckbaukastensystem auch für Laien möglich. Eine detaillierte und leicht verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitung liegt dem Bausatz bei und macht den Hausbau (fast) zum Kinderspiel. 

Für welche Nutzungen sind die nach dem Baukastenprinzip gebauten Häuser geeignet? Grundsätzlich eignen sich die Häuser für fast jede Nutzung. Kleine Familien, ältere Ehepaare oder auch Einzelpersonen finden hervorragende Wohnbedingungen in den Häusern. Die Steckbaukastenhäuser stellen eine ausgezeichnete Wahl für Inhaber von Ferienhäusern dar. Auch Büros, Beratungsstellen, Kanzleien und Praxen können in den Häusern eingerichtet werden. Gerade für Jungunternehmer sind geringe Baukosten ein wichtiges Argument. 

Aber zurück zum Ursprung: Entwickelt wurden die Häuser nach dem Steckbaukastensystem, als schnelle Lösung gegen Wohnungsnot und Obdachlosigkeit in Entwicklungs- und Schwellenländern. Auch dieses Ziel konnte mit der innovativen Entwicklung erreicht werden. Unter anderem in Nepal konnte kürzlich eine Siedlung aus Stecksystem-Häusern errichtet werden. 

Bauen und Wohnen verändern sich in einem rasanten Tempo. Gesellschaftliche aber auch wirtschaftliche und ökologische Entwicklungen erfordern neue Ideen und zukunftsfähige Konzepte. Der Hausbau nach dem Stecksystem ist viel mehr als ein Trend. Diese Entwicklung hat das Potenzial, den Hausbau zu reformieren.


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