Das Passivhaus
Mehr als Energieeinsparung – das Passivhaus
Kosten und Nutzen von Passivhäusern
Das Wort „Energieeffizienz“ ist mit dem Neubau von Gebäuden heutzutage fest verbunden. Jedes Gebäude muss so energieeffizient wie möglich sein. Energieeffizienz verfolgt den Gedanken, die Wärme, die produziert wurde, möglichst lange im Gebäude zu halten. Denn Wärme, die vorhanden ist, muss nicht produziert werden. Für eine hohe Energieeffizienz muss das Gebäude jedoch entsprechend konzipiert und geplant sein.
1. Was ist ein Passivhaus?
Meisterwerke der Energieeffizienz sind sogenannte Passivhäuser. Diese Häuser decken ihren Wärmebedarf ohne aktive Wärmespender. Sie beziehen ihren Bedarf an Wärme ausschließlich aus passiven Quellen, wie Sonneneinstrahlung, Erdwärme oder die Abwärme von technischen Geräten. Ein ausgeklügeltes Lüftungssystem und eine ausgezeichnete Dämmung, von bis zu 30 Zentimetern helfen hierbei.
Weitere Faktoren sind neben den technischen Einrichtungen, die Gebäudeform und die Außenflächen. Alle Fenster, Türen und das Dach sind luftundurchlässig. Wärmebrücken gibt es in Passivhäusern nicht.
Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, helfen Wärmepumpen. Passivhäuser gibt es in drei Stufen. Das Classic-Haus mit einem Maximalverbrauch von 60 kWh pro Quadratmeter, das Plus-Haus mit höchstens 45 kWh pro Quadratmeter und das Premium-Haus mit maximal 30 kWh pro Quadratmeter.
2. Sind Passivhäuser teuer?
Lohnen sich die höheren Kosten für ein Passivhaus? Passivhäuser sind in der Regel Fertighäuser. Fertighäuser sind bereits ab Werk als besonders energieeffizient konstruiert und es gibt diverse Praxisbeispiele, die bereits bewiesen haben, dass sie sehr sparsam sind. Passivhäuser sind, aufgrund der hohen technischen Anforderungen, etwas teurer als normale Fertighäuser. Während es normale Fertigeinfamilienhäuser bereits ab etwa 200.000 Euro ohne Grundstück und Einrichtung gibt und damit etwa gleichauf mit Massivhäusern liegen, kosten Passivhäuser etwa 10 Prozent mehr wie Häuser mit vergleichbarer Größe. In der Regel werden die höheren Investitionskosten durch geringe Betriebskosten jedoch schnell amortisiert.
3. Wie hoch sind die Mieten in Passivhäusern?
Da die Baukosten von Passivhäusern höher sind als die von anderen Häusern, liegen auch die Mieten in Passivhäuser über dem Durchschnitt. Auch hier zahlen sich die niedrigeren Betriebskosten aus, sodass das Wohnen in Passivhäusern oft günstiger ist als in Standarthäusern.
4. Gibt es solche Häuser schon?
Aufgrund der höheren Investitionskosten sind die Österreicher noch zurückhaltend beim Bau von Passivhäusern. Typischerweise stehen Passivhäuser in den ländlichen Regionen Österreichs in Neubaugebieten mit einem hohen Anteil junger, umweltbewusster Österreicher. Aufgrund der steigenden Energiepreise erfreuen sich Passivhäuser über immer mehr beliebt.
Mittlerweile gibt es sogar erste Miethäuser als Passivhaus. Ein Beispiel hierfür ist das Haus der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Neue Heimat Tirol. Dieses Passivhaus bietet Platz für 26 Mieteinheiten. Das größte Passivhaus der Welt entsteht zurzeit in Wien mit einer Fläche von 96.000 Quadratmetern.
Ein Passivhaus-Plus ist ein Haus, das mehr Energie produziert als es verbraucht. Von diesen Häusern gibt es österreichweit zurzeit nur vier.
5. Gibt es weitere Vorteile?
Die Vorteile von Passivhäusern sind neben den geringen Betriebskosten ein sehr angenehmes Raumklima durch stetige Be- und Entlüftung, eine sehr hohe Energieeffizienz, bedingt durch die hervorragende Wärmedämmung, ein geringes Risiko von Schimmelbildung, da Passivhäuser dauerhaft gelüftet werden, ein hoher Schallschutz und ca. 4.000 Kilogramm weniger Co2-Ausstoß als bei vergleichbaren Massivbauten.
Besonders umweltfreundliche Passivhäuser verfügen über ein natürliches Holzschutzmittel. Der Hersteller des Hauses gibt auf Nachfrage Auskunft darüber, welche Mittel verwendet werden und bietet gegebenenfalls Mittel an, die ohne Chemie hergestellt worden sind. Gleiches gilt selbstverständlich für Lacke und Farben.
6. Wie hoch sind die Einsparungen?
Die Energieeinsparungen, die Passivhäuser erzielen, sind enorm. Ein Passivhaus verbraucht im Vergleich zu einem herkömmlichen Wohnhaus 90 Prozent weniger Energie in Form von Heizwärme. Selbst gegenüber energieeffizienten Neubauten liegt die Einsparung bei über 75 Prozent. Selbst Niedrigenergiehäuser verbrauchen im Vergleich zu Passivbauten 1,5l-Heizölgleichwert je Quadratmeter Wohnfläche und Jahre mehr.
Aufschluss über den Wärmeverlust gibt der Wärmedurchgangskoeffizient, der sogenannte U-Wert. Durch die hervorragend gedämmte Außenhülle liegt der U-Wert bei höchstens 0,15 W/m2k. Dieser Wert sagt aus, dass pro Grad Temperaturdifferenz ein Quadratmeter Außenfläche einen Wärmeverlust von 0,15 Watt verursacht.
Neben der Außenhülle sind auch die Fenster ausgezeichnet isoliert. Der Einbau von einer dreifachen Wärmeschutzverglasung ist in Passivhäusern ein Muss. Solche Fenster dürfen höchstens einen U-Wert von 0,80W/m2k aufweisen.
Zusätzliche Energie wird durch eine hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erreicht. Drei Viertel der Wärme der Abluft wird mithilfe eines Wärmeüberträgers der Frischluft wieder zugeführt. Das heißt, die zugeführte Frischluft wird durch die Abluft vorgewärmt. Durch diese konstante Lüftung herrscht in Passivhäusern ein ausgezeichnetes Raumklima.
7. Gibt es regionale Hersteller?
Die Auswahl an Passivhaus Baufirmen ist sehr groß. Österreich verfügt europaweit über eine hohe Anzahl an energiesparsamen Häusern. Viele Firmen haben sich daher auf den Bau von sparsamen Häusern spezialisiert und verfügen über ausreichende Erfahrung im Bau von Passivhäusern. Als Gütesiegel gibt es das „zertifizierte Passivhaus“ vom Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie. Gute Anbieter verfügen über dieses Siegel.
8. Kann ich eine Förderung bekommen?
Eine Wohnbauförderung für ein Passivhaus ist möglich und sollte unbedingt in Erwägung gezogen werden. Die Förderung umfasst sämtliche Baumaßnahmen, die einen sparsamen Betrieb fördern. Verschiedene Bundesländer bieten diese Förderung an. Ihre Höhe ist abhängig von verschiedenen Kriterien, unter anderem den Werten der Energieeinsparung und des Einkommens der Antragsteller.
9. Muss der Grundriss bestimmte Anforderungen erfüllen?
In einem Passivhaus gibt es drei Bereiche. Den Zuluft-, Abluft- und Überstrombereich. Zuluftbereiche sind alle Wohnräume. Zulufteräume haben Lufthauben über den Türen, durch die die Luft zufließt. Abluftbereiche sind Räume, in denen Abluft entsteht. Nutzräume eignen sich hervorragend hierfür. Als Nutzräume können das Badezimmer oder die Speisekammer sowie der Hauswirtschaftsraum genutzt werden. Treppenhaus und Flure sind Überstrombereiche.